„Kein Schaf braucht mich zu fürchten“, sprach der Wolf und herzte zum Beweis ein Lamm. Dieses war wohl eher dumm als fromm, sonst hätte es der blutige Speichel, der aus dem Wolfsmaul tropfte, misstrauisch gemacht. Doch selbst, als der Wolf begann, gegen die schwarzen Schafe, freilich nur gegen die, anzuheulen, blieb es treu an seiner Seite. Der Hirte, selbst nicht der Hellste, versprach, gerührt vom Anblick des belämmerten Wolfs, die schwarzen Schafe schleunigst zu verjagen und ernannte den Wolf zum Hütehund seiner Herde. Dann legte er sich zufrieden und mit einem Gefühl der Sicherheit zur Ruhe. Der Schlaf übermannte ihn, und er brauchte dafür nicht einmal Schafe zu zählen.
Text als PDF: Download
Aus der Sammlung „Gerupftes Glück“ – Download als PDF