Er schreit sie an und spuckt auf sie. Er lässt sich bedienen, ihr hilft er nie. Durch ihn litt sie Schmerzen, doch er fühlt keine Schuld. Sie ist am Ende mit ihrer Geduld. Und will sie ermattet ins Kissen sinken, dann schreckt er sie auf und verlangt was zu trinken. Sie hasst ihn und will […]
Der Streit
Es stritt das Ja sich mit dem Nein und jedes will der Sieger sein. Man hörte, wie das Ja laut rief: „Warum bist du so negativ?“ Das Nein sprach wütend: „Du Idiot, für dich ist alles rosarot. Ich sehe großes Unheil nahen, doch du wirst wohl auch das bejahen.“ Das Ja versetzte: „Dummes Nein, kannst […]
Der Mann
Müde Augen, bleiche Wangen, hohe Stirn, die Falten tief, blickt er zu mir, lässt mich bangen, wie ein Geist, den ich nicht rief. Dieser Anblick lässt mich stöhnen, finster schaut der Kerl mich an, will mich offenbar verhöhnen. Warum quält mich dieser Mann? Einen Blick will ich noch wagen, dieser Typ macht mich ganz wild. […]
Ich will
Ich will mit dem Wind um die Wette rennen, an vorlauten Worten den Mund mir verbrennen. Ich nehme das Glück in die eigene Hand und geh mit dem Kopf durch die härteste Wand. Ich will gegen alle Ängste ansingen, die Schneekönigin zum Schmelzen bringen. Ich lasse mir goldenes Haupthaar einpflanzen und werde mit falschen Prinzen […]
Schöne Lügen
Schöne Lippen, schöne Lügen, schöne Augen, schöner Schein, schöne Worte, wie sie trügen, schön der Lüge langes Bein. Heiße Lippen, heiße Spiele, heißer Atem, heiße Haut, heiße Küsse, ach so viele, heiß im Spiel, doch nicht vertraut. Trockne Lippen, trockne Kehle, trockne Tränen, trockner Wein, trockner Husten, wunde Seele, trockne Worte, dann allein. © Hans-Jörg […]
Noch einmal
Noch einmal lässt er die Blicke schweifen, als könnte er es mit den Augen begreifen. Er kann keinen klaren Gedanken fassen, da ist keine Liebe, da ist auch kein Hassen. Noch einmal wird sein Verlangen groß, er denkt an die Nächte Schoß an Schoß. Verzweifelt sucht er das richtige Wort und wünscht sich an einen […]
Frühling
Vorbei ist’s mit der Winterruh, dem Letzten dies nun dämmert. Ergriffen sagt das Schaf zur Kuh: „Ich bin ganz schön belämmert.“ Ein Käfer sucht nach Leckerein in einer Blütenschüssel und saugt den süßen Nektar ein mit seinem Käferrüssel. Das Igelpaar, so gar nicht brav, genießt in vollen Zügen, erfrischt vom langen Winterschlaf, sein stachliges Vergnügen. […]
Spießrutenlauf
Ich geh meinen Weg wie auf tönernen Füßen, als wär‘ es ein einsamer Spießrutenlauf. Der mickrige Flieder winkt traurig herüber, die Blüten nicht weiß mehr und auch noch nicht braun. Irgendein Vogel, den ich nicht kenne, hebt sich sein Singen für später auf. Ein betrunkener Hüne verhakt sich am Bordstein; er sieht bedrohlich und lächerlich […]
Gewesenes
Gestochert im Nebel, oder war es der Rauch? Wabernder Dunst zerfasert im Schwarz aller Nächte. Blind male ich dein namenloses Antlitz ins Nirgendwo, wo das Gewesene mich nicht mehr erwartet. © Hans-Jörg Große (2014) Text als PDF: Download Aus der Sammlung „Gerupftes Glück“ – Download als PDF